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19.07.2021

Was ist eine freie Trauung?

Interview mit der Freien Traurednerin Charlotte Kosicki

Der Wunsch nach einer freien Trauung wird von Brautpaaren immer häufiger geäußert. Es gibt viele Paare, die sich eine ebenso schöne und feierliche wie persönliche und individuelle Trauungszeremonie wünschen, die sie selbst mitgestalten können und bei der sie an keine Vorgaben gebunden sind. Wichtig jedoch - das solltet ihr unbedingt wissen - eine freie Trauung ersetzt NICHT den Weg zum Standesamt! Sie ist vielmehr ein zusätzliches Ritual für euren Hochzeitstag und für viele Brautpaare gilt eine freie Trauzeremonie als Alternative zur kirchlichen Trauung. Sie bietet die Chance, sich auch ohne Pfarrer feierlich das Ja-Wort zu geben.

Wir haben mit der Freien Traurednerin Charlotte Kosicki gesprochen. Die IHK geprüfte Rednerin aus Erligheim begleitet euch bei der Planung eurer freien Trauzeremonie und unterstützt euch bei deren individueller Gestaltung. Ihr Credo: "Die Zeremonie soll euch und eure Liebe in allem widerspiegeln!".

Freie Traurednerin Charlotte Kosicki

Liebe Charlotte, freie Trauzeremonien sind für viele Brautpaare heute fester Bestandteil ihres Hochzeitstages. Dennoch sorgt der Begriff "freie Trauung" noch immer für Unsicherheiten und Missverständnisse. Erklären Sie doch bitte noch einmal kurz, WAS GENAU ist eine freie Trauung?

Eine freie Trauung ist eine Hochzeitszeremonie ohne religiöse oder gesetzliche Vorschriften. Der Ablauf, die Inhalte und die Texte sind komplett auf das Hochzeitspaar und seine individuellen Wünsche zugeschnitten. Freie Trauungen gibt es schon lange, aber der eigentliche Durchbruch kam vor ca. 20 Jahren.

Früher wurde diese Form der Trauung vor allem von gleichgeschlechtlichen Paaren genutzt, denen es wichtig war, sich einander zeremoniell zu versprechen, die aber aufgrund der Gesetzeslage bzw. wegen religiöser Bestimmungen keine andere Möglichkeit hatten, eine entsprechende Zeremonie zu gestalten. Oder es waren Paare, die aufgrund von Scheidung oder anderen Hindernissen nicht mehr kirchlich heiraten konnten, denen eine festliche Zeremonie jedoch wichtig war.

Heute sind es angesichts der zunehmenden Kirchenaustritte immer mehr Paare, die sich für diese Form der Hochzeitszeremonie entscheiden. Verlässliche Statistiken gibt es zu diesem Thema nicht, weil das (noch) nirgendwo offiziell erhoben wird. Aber je nachdem wo man in Deutschland hinschaut, liegt der Anteil freier Trauungen gemessen an der Gesamtzahl der Eheschließungen mittlerweile zwischen 10 bis 25 Prozent, wobei es hier auch einen klaren Unterschied zwischen Stadt und Land sowie West und Ost gibt.

Freie Trauung

Ist man nach einer freien Trauung "richtig verheiratet"?

Das kommt darauf an, was man unter "richtig verheiratet" versteht. Wenn man möchte, dass der Staat die Ehe anerkennt, wenn man von eventuellen gesetzlichen oder steuerlichen Vorteilen als Eheleute profitieren möchte, dann muss man auch standesamtlich heiraten. Aber anders als bei den großen christlichen Kirchen in Deutschland, die eine Trauung nur dann vornehmen, wenn die Urkunde der standesamtlichen Heirat vorliegt, ist eine freie Trauung auch ohne standesamtlichen Trauschein möglich.

Wer kann eine freie Trauung abhalten und wo können freie Trauungen vollzogen werden?

Das absolute Kernstück einer Trauung, egal in welchem Kontext, sind die Traufrage, die entsprechenden Antworten der Brautleute und die anschließende offizielle Erklärung zu Eheleuten. Statt eines Pfarrers oder eines Standesbeamten stellt bei einer freien Trauung in der Regel ein hierfür ausgebildeter freier Redner oder eine Rednerin die Fragen, nimmt die Erklärung vor und leitet die gesamte Zeremonie. Grundsätzlich kann dies jedoch auch jeder Mensch tun, den das Paar darum bittet.

Was die Frage nach dem WO angeht: Grundsätzlich kann eine freie Trauung überall stattfinden. Im Gegensatz zur kirchlichen oder standesamtlichen Trauung ist man nicht an bestimmte Räumlichkeiten gebunden. Die meisten Paare entscheiden sich für eine Trauung direkt in der Location, wo dann auch gefeiert wird. Es gibt aber auch freie Trauungen auf Berggipfeln, am Strand oder anderen, ganz ausgefallenen Orten. Es ist übrigens ein Irrtum, zu meinen, dass freie Trauungen immer im Freien stattfinden. Das wünschen sich zwar viele Paare, aber manchmal spielt das Wetter eben doch nicht so ganz mit. Dann sollte man eine Alternative haben und vor allem nicht traurig sein. Es ist tatsächlich so, dass freie Trauungen in Innenräumen oft noch intensiver, schöner und atmosphärisch dichter sind, als Zeremonien, die draußen stattfinden.

Freie Trauzeremonie

Was hat Sie persönlich dazu bewegt, als Hochzeitsrednerin Brautpaare an ihrem besonderen Tag in einem ganz besonderen Moment zu begleiten? Was ist Ihr beruflicher Werdegang, was ist Ihr Antrieb?

Ich habe viele Jahre lang mit einer eigenen Agentur Kongresse und Firmenevents konzipiert und organisiert. Aber irgendwann hatte ich Lust auf etwas anderes. Eine Weile habe ich mit dem Gedanken gespielt, in den Bereich Wedding Planner einzusteigen und hatte dafür auch tatsächlich schon einiges an Vorarbeit geleistet. Über die Tätigkeit als freie Rednerin und die entsprechende Ausbildung einschließlich IHK-Prüfung bin ich dann allerdings eher zufällig gestolpert. Ich wusste aber sofort: Das ist mein Ding!

Ich liebe es, Menschen in bewegenden, hoch emotionalen Situationen zu begleiten, ihr Anker zu sein, den Schweinwerfer auf sie zu richten und diesen besonderen Moment für sie unvergesslich und leicht zu machen. In dieser Tätigkeit darf ich nicht nur echt sein und mich so zeigen wie ich bin - nein, Authentizität ist sogar eine Grundvoraussetzung, um als freie Rednerin oder als freier Redner erfolgreich zu sein. Von welchem Job sonst kann man das schon sagen? Ich finde das einfach toll!

Und was meinen Antrieb angeht - es gibt diesen schönen Spruch: "Egal was du tust - tu es mit Liebe!". Das ist schon seit jeher meine Einstellung zu meiner Arbeit. Und wo wäre das passender als bei der Begleitung von Brautpaaren, wo es an sich schon um das Thema Liebe geht? Als freie Rednerin bekomme ich unglaublich viel zurück an Vertrauen, Dankbarkeit und eben auch Liebe. Das macht dann die vielen Wochenendtermine, das viele Reisen und die Anspannung, die vor jeder Zeremonie nach wie vor da ist, auf jeden Fall mehr als wett.

Wie viele Monate vor der Hochzeit sollte man spätestens Kontakt zu Ihnen aufnehmen und wie viele Treffen bis zur Hochzeit sind notwendig?

Es gibt so eine Faustregel für Brautpaare, die lautet: Als allererstes die Location zum Wunschtermin sichern und danach sofort die Rednerin oder den Redner. Also im Grunde - je früher desto besser. 12-15 Monate Vorlauf sind ideal, dann ist die Chance auf einen freien Termin im Rednerkalender noch ganz gut. Manchmal reicht jedoch auch ein Vorlauf von drei oder vier Wochen. Das erleben wir gerade jetzt im Sommer 2021, wo seit kurzem die Corona-Beschränkungen gelockert und Hochzeitsfeiern wieder möglich sind. Da fragen Brautpaare ihre Rednerin auch schon mal sehr kurzfristig an und wegen der langen Corona-Zeit und der vielen damit verbunden Absagen, ist die Chance, dass das terminlich klappt, tatsächlich auch gegeben.

Zwischen der ersten Kontaktaufnahme und dem Tag der Hochzeit liegen mindestens zwei sehr intensive Treffen und unzählige Telefonate und eMails. Das erste Treffen ist bei mir kostenlos, dauert ca. 90 min und dient dazu, dass wir uns erst einmal kennenlernen und um abzuschätzen, ob die Chemie zwischen uns stimmt. Ich erzähle ganz viel darüber, welche Gestaltungsmöglichkeiten es für eine freie Trauung gibt und frage natürlich auch nach den Wünschen die das Paar schon konkret hat. Erst danach entscheidet sich, ob es zu einer Zusammenarbeit kommt. Das Zweitgespräch findet dann acht bis sechs Wochen vor dem Hochzeitstermin statt und dauert mindestens drei Stunden. Hier gehen wir neben den organisatorischen Absprachen für den Ablauf so richtig in die Tiefe, was die Themen Kennenlerngeschichte, Antrag, Beziehungsmerkmale, Charaktere, Hobbies, Lebenspläne usw. angeht. Auf dieser Basis schreibe ich dann auch die Traurede.

Gleichgeschlechtliche Hochzeit

In welchem Einzugsgebiet kann man Sie buchen und muss sich das Paar vorbereiten, bevor Sie sich das erste Mal treffen?

Auf das Erstgespräch müssen sich die Paare nicht vorbereiten. Da ist es wichtig, ganz locker und offen reinzugehen. Natürlich können die beiden ihre Frage- und Wünscheliste mitbringen, wenn sie eine haben. Aber das ist beileibe kein Muss, viele Themen ergeben sich ja auch erst im Gespräch.
Eine Vorbereitung auf das Zweitgespräch ist im Hinblick auf die organisatorischen Themen schon notwendig, aber das ergibt sich ja dann automatisch aus dem aktuellen Stand der Hochzeitsvorbereitungen. Den individuellen Ablauf der Trauung erarbeiten wir gemeinsam in der Zeit zwischen Erst- und Zweitgespräch, so dass dann ab dem Zweitgespräch nur noch wenige Einzelheiten für die Zeremonie zu klären sind. Und auf den Rest des Zweitgesprächs brauchen sich meine Paare nicht vorzubereiten, sondern nur zu freuen.

Die Gespräche finden übrigens bei mir im Homeoffice statt. Ich wohne genau auf der Grenze zwischen den Landkreisen Ludwigsburg und Heilbronn und diese Region ist auch mein Arbeitsschwerpunkt. Grundsätzlich kann man mich aber in ganz Baden-Württemberg, ganz Deutschland oder auch für Hochzeiten im Ausland buchen. Ich biete auch Trauungen auf Englisch oder Französisch an.

Freie Trauung am See

Was kann eine freie Trauung bei Ihnen beinhalten? Bauen Sie spezielle Riten in die Trauzeremonie ein?

Klassischerweise gehört eine symbolische Handlung zu einer freien Trauung dazu. Die symbolische Handlung soll die Beziehung der Brautleute, ihre Wünsche und das Rüstzeug für die Zukunft, ihre Dankbarkeit oder das, was die Gäste den beiden mit auf den Weg geben wollen, versinnbildlichen. Aber auch hier gilt: Alles kann, nichts muss. Manche Paare können nichts damit anfangen, einen Baum zu pflanzen, oder wollen auf gar keinen Fall mit guten Wünschen bemalte Steine überreicht bekommen. Und wenn wir so gar keine symbolische Handlung finden, die zu den beiden passt, dann lassen wir die eben einfach weg.

Was aber auf jeden Fall in allen meinen freien Trauzeremonien vorkommt, sind ein paar besondere Gedanken zur Liebe. Und diese schließen nicht nur das Brautpaar, sondern auch alle Anwesenden mit ein. Es geht ja vor allem um das gemeinsame Erleben dessen, was anschließend in der großen Party kräftig gefeiert wird. Die Trauzeremonie ist ein Augenblick des Innehaltens, des dankbaren Zurückblickens und des freudigen Vorausschauens auf die Zukunft. Und im Innehalten geht es auch nochmal darum, sich klarzumachen, was hier gerade passiert, die eigene Beziehung kurz zu reflektieren und zu erkennen, was das Wesen der Liebe ausmacht. Dass sich zwei Menschen einander anvertrauen, ist nichts Selbstverständliches und sollte auch nicht leichtfertig geschehen. Diese Grundhaltung ist mir auch in der Begleitung meiner Paare von Anfang bis Ende ganz besonders wichtig.

Was war Ihr bisher schönstes Trauerlebnis bzw. Ihre außergewöhnlichste Trauung?

Natürlich gibt es die Biker-Hochzeiten, die stilechten Western-Fans, die große edle Schlosshochzeit und die Boho-Trauung vor traumhafter Naturkulisse. Aber für mich sind es tatsächlich die kleinen Gesten und persönlichen Beiträge in den Trauzeremonien, die das Ganze außergewöhnlich machen und mich immer wieder ganz tief berühren: Die zehnjährige Tochter, die eine kleine, unglaublich liebevolle Ansprache an ihren neuen Papa hält oder der Großvater der Braut, der voller Stolz die Ringe nach vorne bringt. Ich bin immer skeptisch, wenn meine Paare unbedingt ein Lied haben möchten, bei dem alle mitsingen sollen, denn in der Regel klappt das nicht besonders gut. Aber ich erinnere mich noch genau an diese eine freie Trauung, bei der tatsächlich die gesamte Hochzeitsgesellschaft voller Inbrunst "Großer Gott, wir loben Dich" gesungen hat. Das war Gänsehaut pur.

Brautpaar vor Bergkulisse

Gibt es persönliche Lieblingsorte in Ludwigsburg und Umgebung, die Sie unseren Brautpaaren ganz besonders für eine freie Trauzeremonie empfehlen können?

Natürlich habe ich meine eigenen Location-Favoriten, aber das sagt nur etwas über meinen persönlichen Geschmack aus und der ist hier nicht von Belang. Viel wichtiger ist, dass die Location zum Brautpaar passt und auch vor allem auch ins persönliche Budget. Aus Eventmanager-Sicht kann ich nur sagen: Ihr müsst euch dort so gut betreut fühlen, als wäre eure Hochzeit die allerwichtigste, die im kommenden Jahr dort stattfindet. Dann passt der Service. Und ganz generell ist für eine erste Auswahl ein Blick auf die Locations, die hier auf dem Portal gelistet sind, schon mal ziemlich gut.
Wer tiefer in das Thema einsteigen will, kann gerne auch mal auf meinem Blog vorbeischauen. Dort gibt es 12 praxiserprobte Tipps, worauf man bei der Auswahl einer Hochzeitslocation ganz allgemein achten sollte.

Liebe Charlotte, zum Schluss, haben Sie einen wertvollen Tipp, was Heiratswillige bei der Suche nach dem perfekten Redner bzw. der perfekten Rednerin für ihre freie Trauung beachten sollten?

Perfekt ist ein Wort, das ich in diesem Zusammenhang eigentlich gar nicht mag, denn 'perfekt' ist oft nicht echt. Schaut euch unbedingt die Qualifikation der Redner an und sucht nach Videomaterial bzw. Hörproben, um eine erste Auswahl zu treffen. Achtet bitte nicht so sehr auf das Honorar, es sei denn, es ist wirklich exorbitant und deshalb ein Ausschlusskriterium. Ihr vertraut dieser Person einen der wichtigsten Tage eures Lebens an. Daher hört in erster Linie auf euer Bauchgefühl. Das ist wie in der Liebe: Ihr werdet es sofort merken, wenn es wirklich passt!

Vielen Dank, liebe Charlotte, für dieses sehr nette und ausführliche Interview!

Weitere Informationen zur FREIEN TRAUREDNERIN CHARLOTTE KOSICKI und ihre kompletten Kontaktdaten findet ihr HIER in eurem Hochzeitsportal und auf ihrer Homepage.



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